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Europäische Tarifpolitik

Die Aushandlung von Kollektivvereinbarungen ist eine Aufgabe nationaler, bzw. regionaler Gewerkschaftsarbeit. Seit Mitte der 1990er Jahre gibt es jedoch unter den europäischen Gewerkschaften eine Diskussion über eine engere Zusammenarbeit. Wie diese Zusammenarbeit organisiert werden kann und wie sie als Gegenstrategie zu einer stärkeren Internationalisierung der Unternehmen entwickelt werden sollte, dazu gab es verschiedene Ansätze.

In der Branchenpolitik für die Agrar- und Nahrungsgütergewerkschaften verabschiedete der europäische Dachverband EAL-IUL/EFFAT 1999 „Grundsätze für eine Koordinierung der Tarifpolitik auf europäischer Ebene”.

Branchenübergreifend wurde von den Dachverbänden die so genannte DOORN Initiative entwickelt und begonnen:

 

Produktivitätsorientierte Lohnpolitik

Die zunehmende europäische Integration, das Ansteigen des Austausches von Arbeitskräften und die wachsende Konkurrenz der Beschäftigten untereinander führten zur so genannten Doorn Initiative westeuropäischer Gewerkschaften (insbesondere aus Deutschland und den Benelux-Ländern). Danach sollte eine Abstimmung der Tarifpolitik zwischen den Ländern erfolgen. Vor Tarifverhandlungen sollte das Ziel der Vereinbarungen in den Ländern abgesprochen werden. Nach den Verhandlungen erfolgte eine Bewertung der Tarifergebnisse.

Die Tarifergebnisse sollten sich nach der Steigerung des Produktivitätszuwachses orientieren, die Abschlüsse sollten sich nach dem Preisindex und den Wachstumszahlen richten.

 

Konkurrenzorientierte Lohnpolitik

Die wirtschaftlichen Realitäten überholten alle gemeinsamen gewerkschaftlichen Ansätze einer koordinierten Tarifpolitik. Durch die Öffnung der Grenzen, insbesondere nach Mitteleuropa, und die damit verbundenen Möglichkeiten der Unternehmen, mit Dumpinglöhnen, illegal Tätigen und Wanderarbeitern die heimisch höher bezahlten Arbeitnehmer aus ihren traditionellen Arbeitsplätzen zu verdrängen, ist das Tarifgefüge vieler Branchen auseinander gefallen. Die Bedingungen sind derzeit:

  • Tarifabschlüsse finden unter verschärften Konkurrenzbedingungen statt
  • Branchen, Betriebe und Regionen werden gegeneinander ausgespielt
  • Lohnzuwächse halten nicht mit der Steigerung der Lebenshaltungskosten mit
  • Arbeitnehmer müssen Reallohnverluste hinnehmen

 

Solidarische Tarifpolitik

Auch wenn die Bedingungen einer abgestimmten Tarifpolitik auf europäischer Ebene immer schwieriger werden, wächst unter vielen Gewerkschaftern die Forderung nach einer gemeinsamen europäischen Strategie. Auf Initiative skandinavischer Gewerkschafter wurde die Idee einer solidarischen Tarifpolitik entwickelt. Bislang gibt es dazu noch kein einheitliches Konzept – jedoch viel Diskussionsbedarf.

 

 
   
 

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