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Themen | Bildung (Aus- und Weiterbildung)

Nachhaltige Entwicklung kann nur funktionieren, wenn sich die Bevölkerung möglichst zahlreich an den Prozessen beteiligt. Deshalb fordert die EU „bessere Information, Bildung und Beteiligung”[1] und sieht diese Bereiche in einem engen Zusammenhang. Dabei wird nicht nur auf die berufliche Bildung bezogen, sondern „der Zugang zu guter Bildung und Ausbildung für alle Altersstufen wird es den Bürgern ermöglichen, sich aktiv an der demokratischen Gesellschaft zu beteiligen”[2].

„Die Menschen sollten in der Lage sein, durch angemessene Unterstützung beim lebenslangen Lernen ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Zu den Indikatoren für diese Dimension zählen der Anteil der an Fortbildungsmaßnahmen oder anderen Maßnahmen des lebenslangen Lernens teilnehmenden Arbeitnehmer und der Anteil der Arbeitnehmer, die aus beruflichen Gründen mit Computern arbeiten“[3].

Die Realitäten in den Betrieben sehen jedoch anders aus. Leider gibt es noch keine europaweite Untersuchung über den Stand der Beruflichen Aus- und Weiterbildung in der Landwirtschaft. Die Berufliche Grundausbildung erhält in vielen Ländern von den Gewerkschaften eine gute Note (siehe Grafik). Wir wissen aus einzelnen, regional begrenzten Untersuchungen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur wenig an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen. Häufig werden nur die gesetzlich vorgeschriebenen Qualifizierungen vorgenommen.

Der Anteil der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte an Qualifizierungsmaßnahmen liegt unter dem Durchschnitt aller Beschäftigten in der EU. In den Beitrittsländern  gibt es einen enor­men Anpassungsbedarf der Qualifikation an neue Techniken, Technologien, neue Märkte sowie an wirtschaftliche und soziale Inhalte und Kompetenzen.

 

Wir haben die Gewerkschaften gefragt:

Die Qualifizierung der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte ist …?
  sehr gut gut befriedigend weniger gut
Belgien orange
Estland red
Finnland red
Italien rubin
Litauen orange
Niederlande red
Österreich yellow
Slowakei red
Tschechien yellow

 

Der europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss erwartet in seinen Handlungsoptionen eine sektorale Strategie des lebenslangen Lernens zur Unterstützung der Beschäftigung!

Die Strategie besteht aus den Säulen:

  • Berufliche Grundausbildung,
  • Weiterbildung in der Landwirtschaft für Arbeitnehmer,
  • Förderung des Unternehmergeistes in der Landwirtschaft,
  • Lernen im Alter.

Die Durchführung der Strategie und ein Netzwerk von sozialpartnerschaftlichen Bildungsträgern im ländlichen Raum hat zu einer Steigerung der Nachfrage nach Bildungsmaßnahmen in der Landwirtschaft geführt.

Die Vereinbarung der Sozialpartner über die berufliche Bildung wird umgesetzt, die zuständigen Behörden beteiligen sich angemessen bei der Umsetzung.

Die Maßnahmen werden aus europäischen Mitteln wie dem ESF, Mitteln der GAP und LEADER unter nationaler Kofinanzierung gefördert.

Das Image der land- und forstwirtschaftlichen Berufe kann durch grenzüberschreitende, europäische Wettbewerbe gesteigert werden. Gezielte Fördermaßnahmen Einzelner und Stipendien gehören ebenfalls dazu.

 

Die Sozialpartner haben im Rahmen des Sozialen Dialoges durch einen Vertrag über die berufliche Bildung vereinbart, welche Schritte zur Weiterentwicklung der beruflichen Bil­dung zu unternehmen sind, wie nachvollziehbare Berufsdiplome entstehen können, damit der zunehmenden Freizügigkeit von Beschäftigten Rechnung getragen werden kann[4]. Sie haben im Einzelnen folgende Vorschläge:

  • Die Sozialpartner sollen in die Organisation der Organisation der Aus- und Weiterbildung einbezogen werden.
  • Eine EU-weite Bilanz der Kompetenzen soll helfen, die Qualifikationsanforderungen mit den Kompetenzen der Arbeitnehmer unter den Aspekten eines europäischen Arbeitsmarktes zu erfassen.
  • Es sind Verfahren zur Anerkennung der im Beruf erworbenen Qualifikationen zu entwickeln.
  • Die Befähigungsnachweise müssen transparenter und auch für andere Länder nachvollziehbar sein.
  • Jeder Arbeitnehmer soll auf Antrag eine „Bescheinigung über die beruflichen Qualifikationen und Kompetenzen” erhalten.

> Vollständiger Text der Stellungnahme (PDF 37k)

 


  • [1] Europäische Kommission, Strategie der Europäischen Union für die nachhaltige Entwicklung, Luxemburg, 2002, S.105.
  • [2] Ebenda S. 106
  • [3] Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung und Soziales, Beschäftigung in Europa 2002 - Jüngste Tendenzen und Ausblick in die Zukunft, Luxemburg, 2002, S.80.
  • [4] EFFATT, GEOPA, Vereinbarung über die berufliche Aus- und Weiterbildung.

 

 
   
 

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